Vorgeschichte
Im Jahr 1963 wurde in der Bauerschaft Hengstlage bei Großenkneten im Landkreis Oldenburg ein großes Erdgaslager entdeckt und gilt als eines der größten Erdgasvorkommen in ganz Deutschland. Bei diesem Erdgas handelt es sich zugleich auch um sogenanntes Süßgas. Die Erschließung der in dieser Umgebung auch vorhandenen Sauergasfelder geschah erst Mitte der 1960er-Jahre. Diese Sauergasfelder weisen jedoch einen deutlich höheren Anteil an Schwefelwasserstoff auf und war damit nicht für den Endverbraucher geeignet. So musste eine Lösung her dieses Sauergas „gebrauchsfertig“ zu machen.Es musste eine Erdgasaufbereitungsanlage gebaut werden. 1968 wurde nach einem geeigneten Standort gesucht und es wurde nordöstlich von dem Ort Sage eine passende Fläche gefunden, die sich zudem auch für einen Gleisanschluss eignete, denn die Bahnstrecke Oldenburg - Osnabrück befand sich mit ca. 950 Metern Entfernung in unmittelbarer Nähe. Der Betreiber dieser Anlage ist die ExxonMobil Production Deutschland GmbH, die von BEB Erdgas und Erdöl GmbH & Co. KG beauftragt wurde.
Durch die Erdgasaufbereitung fällt das Abfallprodukt Schwefelwasserstoff an, welches neben vielen anderen Gasen im Erdgas enthalten ist. Im Aufbereitungsprozess wird dem Erdgas der Schwefelwasserstoff entzogen. In einem weiteren Verfahren wird dann der Schwefelwasserstoff in hochreinen Schwefel und Wasser umgewandelt. Der Schwefel findet Anwendung in der Herstellung verschiedener Produkte. So wird u.a. für die Produktion von Reifen, Kunstfasern, Lacke, Farben und Streichhölzern Schwefel benötigt. Weitere Anwendungsbereiche sind die chemische und pharmazeutische Industrie.
Transport von Schwefel
Der Transport des Schwefels erfolgt in flüssiger Form ausschließlich per Eisenbahn zum Kunden.Hierzu verkehren von Montag-Freitag täglich zwischen 1 bis 3 Zugpaare ab Großenkneten. Das Verkehrsaufkommen ist unterschiedlich und variiert entsprechend nach Bedarf. So sind auch Sonderleistungen am Wochenende möglich. Zwischen Großenkneten und Oldenburg werden Loks der Baureihe 232, 266 (Class 66) und 4185 (DE18) eingesetzt. Auf dem Weg zum Kunden findet in Oldenburg oder an einem anderen Übergabepunkt wie z.B. in Hude oder Delmenhorst ein Lokwechsel auf E-Traktion statt. Nach Lokwechsel fahren die Züge u.a. nach Brake (Unterweser), Nienburg (Weser), Frankfurt-Höchst, Ludwigshafen oder ins benachbarte Holland nach Geleen. Zu Zeiten der 215/216/218 wurden die vollen Schwefelzüge auch teilweise über Osnabrück abgefahren (vom Ziel abhängig). Ein voller Zug bestehend aus z.B. 20 Wagen hat ein Gewicht von 1740 Tonnen. Die Länge des Zuges hängt jedoch mit dem Ziel zusammen und kann entsprechend unterschiedlich sein. leeren Wagenparks kommen als Bestandteil eines gemischten Güterzuges aus Seelze oder als Ganzzug aus Osnabrück mit einer E-Lok in Oldenburg an und werden dann im nächsten Schritt mit der Diesellok von dort nach Großenkneten gefahren. Vom Bahnhof Großenkneten werden die Wagen über den ca. 950 Meter langen werkseigenen Anschluss auf das Gelände des Entschwefelungswerks gedrückt. Ist der Zug zu lang, können die Wagen über mehrere Gleise verteilt werden. Eine kleine werkseigene Rangierlok (Schöma 5718, Baujahr 2002) kommt dann zum Einsatz, um die erforderlichen Rangiertätigkeiten während des Befüllungsvorgangs zu tätigen. Diese Rangierlok wurde aufgrund der potentiellen Explosionsgefahr auf dem Gelände entsprechend entwickelt und ist explosionsgeschützt.
